Wenn mir das jemand vor 10 Jahren erzählt hätte… Wir pokern während der Arbeitszeit – und das auch noch legal. Und bei unserem firmeninternen Pokern geht es um das Schätzen des Aufwandes zur Umsetzung einer Anforderung. Lesen Sie weiter und lernen Sie die Spielregeln kennen.
Agiles Pokern: Aufwand möglichst genau schätzen
Fangen wir mal ganz von vorn an. Und eins auch schonmal vorweg: Diese Methode gab es bereits vor zehn Jahren, allerdings war die Erkenntnis zur Nutzung damals noch nicht überall angekommen. Aber Moment, wir fragen uns: Ist sie denn heute bereits angekommen? Egal. Wir zocken auf jeden Fall treffsicher. Und zwar so:
Genutzt wird die Schwarmintelligenz. Das heißt, nicht ein Einzelner setzt sich mit dem Thema auseinander, sondern das Team packt das gemeinsam an.
Und das ist alles andere als unklug. Denn dank dieser Spielstrategie werden die Erfahrungen aller für die Einordnung des Aufwandes genutzt. Das bedeutet allerdings auch, dass sich Neueinsteiger beim Pokern noch etwas schwerer tun. Kein Wunder, schließlich können diese nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Spielt aber für den Spielerfolg und die guten Karten auf der Hand keine ausschlaggebende Rolle: Sie sind Teammitglieder und wachsen da hinein! Zwei, drei Runden und sie sind auch Profispieler.
Damit der Schwarm seinen intelligenten Beitrag leisten kann, gehört solch eine Pokerpartie gut vorbereitet. Sprich: Zu Beginn jeder Pokerrunde wird der Sachverhalt möglichst detailliert, aber nicht zu ausufernd beschrieben. Gut, das ist jetzt nicht der spannendste Spielzug. Es ist ein bisschen wie das Lesen des Heftchens mit den Spielregeln. Aber die Aufteilung in Ist-Situation, Anforderung und Ziel gilt nun einmal auch am Spieltisch.
Agiles Pokern: So funktioniert´s
Los geht es!
Spielstart und Einsatz: Gezockt wird mit dem Ergebnis der persönlichen Aufwandsschätzung. Es gibt dafür sogar spezielle Kartenblätter. Wer es einfacher machen möchte, verteilt Zettel. Wer es nachhaltig möchte, nimmt kleine Zettel. Wer es digital mag: Bestimmt gibt es auch schon eine App.
Jeder schreibt seine Zahl auf einen Zettel. Dann werden die Karten gut sichtbar auf dem Tisch aufgedeckt. Kawumm!
Spielspaß: Erstaunlich, welche Unterschiede sich dabei ergeben.
Spielende: Haben alle den gleichen Wert ermittelt, ist das Ergebnis klar.
Spielfortsetzung: Weichen die Werte stark ab, erläutern die Teilnehmer mit den größten Abweichungen ihren Spielzug bzw. Lösungsansatz. Dieser wird dann gemeinsam in der Spielrunde diskutiert. Das hat den Vorteil, dass Lücken in der Schwarmintelligenz geschlossen werden, um ein möglichst treffsicheres Ergebnis der Schätzung zu erreichen.
Spielfortsetzung für Fortgeschrittene: Es ist ratsam, oder sagen wir mal konsequent, nach der Diskussion die Karten ein weiteres Mal zu legen. Im Idealfall liegen dann die Werte noch näher beieinander.
Spielgewinner: Ob dann der kleinste, der größte oder ein Mittelwert genommen wird, das ist wohl eher eine philosophische Frage. Aber es geht hier halt auch nicht um Philosophie, sondern um das beste Blatt!
Unser Spieltipp (sonst wird das nichts): Die Zahlen für die Schätzungen sollten sich an den in der Entwicklung üblichen Zeiteinheiten orientieren. Außerdem sollten diese sowohl Programmierung als auch Test und Konzeptionierung beinhalten.
Damit fallen Arbeitsstunden als Einheit aus. Und das nicht ohne Grund, denn diese sind meist zu klein. In der Theorie wird in standardisierten Aufwandseinheiten gepokert. Da diese aber dann doch einen zeitlichen Aufwand repräsentieren, kann man den Zwischenschritt auch weglassen.
Wo ist der Nachteil? Der Aufwand ist hoch, da immer ein ganzer Schwarm an der Schätzung sitzt, die wollen auch bezahlt werden.
Wo ist der Vorteil? Der Schwarm ist mit der Schätzung näher an der Wahrheit. 🙂