Open Source ERP: Chancen und Herausforderungen

Stellen Sie sich vor, eine Software funktioniert wie ein offenes Kochrezept, bei dem jeder die Zutaten, also den Quellcode, einsehen, das Rezept nach seinen Wünschen abändern und seine Verbesserungen mit anderen Kochbegeisterten teilen kann: So in etwa funktioniert eine Open Source Software. Bei einer herkömmlichen Software wiederum bleibt der Code geheim. 

Der offene Code bringt seine Vorteile mit sich. Fehler und Sicherheitslücken können zum Beispiel schnell erkannt und behoben werden. Zudem sind Open Source Projekte in der Regel kostenfrei nutzbar. Genau da werden Unternehmen aber oft hellhörig. „Wenn das kostenlos ist, kann das dann überhaupt was taugen?“ Diesen skeptischen Unterton hören wir regelmäßig, wenn es um Open Source ERP-Systeme geht. Und das ist zu kurz gedacht. Wir erklären, warum.

Android Smartphones zum Beispiel überzeugen mit unzähligen kostenfreien Apps. Oder denken wir mal an Server-Infrastrukturen: Ohne Linux-Systeme würden ganze Unternehmen lahmgelegt werden. Und wer hat für die Nutzung eines Internetbrowsers schon mal Geld bezahlt? Zugegeben: Nicht alle diese Beispiele sind Open Source, aber alles ist kostenlos.

Kostenlos als wertlos anzusehen, ist demnach viel zu kurz gedacht. Und genau das gilt auch für Open Source ERP-Systeme. Warum fristet Open Source trotzdem ausgerechnet im ERP-Bereich eher ein Schattendasein? Daran, dass es nichts taugt, liegt es jedenfalls nicht.

Open Source ERP: Kostenlos ist nicht gleich kostenlos

Klären wir erstmal das mit Open Source. Für den Anwender ist entscheidend, dass er die Software frei im Tagesgeschäft einsetzen darf. Und das geht. Software dieser Art kann kostenfrei bezogen, installiert und genutzt werden. Soweit stimmt das Gratis-Versprechen also. 

Es gibt aber auch verschiedene Lizenzmodelle und -ausprägungen. Diese beziehen sich größtenteils auf die Rechte zur Änderung und Weitergabe der Software. Das ist zwar für Systemhäuser interessant, weniger aber für den Endanwender.

Um es auf den Punkt zu bringen: Als Unternehmen sollten Sie sich mit Blick auf Open Source Software eigentlich nur eine Frage stellen: Möchten Sie Anpassungen im Quellcode der Anwendung vornehmen? Und wenn ja: Dürfen andere diese einsehen? Nicht jeder möchte seine firmenspezifischen Funktionen für alle veröffentlichen. Das ist völlig verständlich.

Die Kehrseite der Community: Wenn das Engagement schwindet

Das klingt doch erstmal gut. Warum aber fristet Open Source Software im ERP-Bereich trotzdem eher ein Schattendasein? Die „Geiz ist geil“-Mentalität greift hier auf jeden Fall nicht. Vielmehr liegt es in der Natur der Sache, denn viele Open Source Projekte werden durch die Community getragen. Das heißt, die Projekte werden oftmals mit viel Engagement gestartet. Das Interesse schwindet jedoch häufig und schon wird die Software in nicht wenigen Fällen kaum noch weiterentwickelt. Fehler werden nicht behoben.

Man könnte es mit einem enthusiastischen Hobbygärtner vergleichen, der im Frühjahr voller Tatendrang den perfekten Garten plant – und im Herbst nur noch widerwillig das Laub zusammenkehrt. Das sorgt im Garten maximal für eine schlechte Ernte und unansehnliche Beete. Bei einer ERP-Software kann das schon mal problematischer sein.

Einige Open Source Projekte werden genau aus diesem Grund von Unternehmen gemeinsam mit Investoren getragen. Diese bieten oft professionelle Software auf hohem Niveau. Aber hier lauert eine andere Falle: Investoren haben meist ein größeres Interesse am Profit als an der coolen Alleskönner-Software. So verstecken sich schon einige ehemalige Open Source Projekte hinter Bezahlschranken. Was für die Community übrig bleibt, ist dann eine abgespeckte Version mit geringerem Funktionsumfang. Möchte man beim Bild des Hobbygärtners bleiben, hat man in diesem Fall eine riesengroße Gartenfläche mit allen Möglichkeiten, darf jedoch nur in einem Mini-Beet ein bisschen umgraben und pflanzen.

Open Source vs. traditionelle ERP-Systeme: Ein Vergleich

Wie sieht es denn nun im direkten Vergleich aus? Beide Welten haben ihre Berechtigung. Es kommt darauf an, welche Prioritäten ein Unternehmen setzt:

  • Die Kostenfrage ist oft der erste Casus knacksus. Bei Open Source ERP-Systemen entfallen zwar die Lizenzkosten, dafür benötigt man aber meist mehr interne Ressourcen oder externe Unterstützung für Anpassungen und Wartung. Traditionelle ERP-Anbieter hingegen liefern oft ein Rundum-sorglos-Paket mit Support, Updates und Wartung, haben dafür aber auch entsprechende Lizenzgebühren.
     
  • Flexibilität ist ein klarer Pluspunkt für Open Source. Wer den Quellcode hat, kann theoretisch alles anpassen. Traditionelle Systeme sind hier oft starrer, bieten dafür aber standardisierte Prozesse, die sich in vielen Unternehmen bereits bewährt haben.
     
  • Support und Verantwortlichkeiten unterscheiden sich deutlich: Kommerzielle Anbieter punkten mit direkten Ansprechpartnern, Service-Agreements und vertraglichen Garantien. Bei Open Source trägt man diese Verantwortung selbst oder muss sich entsprechende Partner suchen.

Der Realitäts-Check: Welcher Weg passt zu wem?

Open Source ERP ist weder automatisch die bessere noch die schlechtere Wahl. Es ist schlichtweg eine andere Wahl mit anderen Vor- und Nachteilen.

Open Source ERP macht Sinn, wenn:

  • Sie eigene IT-Ressourcen haben oder bereit sind, diese aufzubauen
  • Individuelle Anpassungen wichtiger sind als Standardprozesse
  • Langfristige Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern angestrebt wird
  • Das Budget für Lizenzen begrenzt ist, aber Personalressourcen vorhanden sind

 

Traditionelle ERP-Systeme passen besser, wenn:

  • Sie sich auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren und IT als Service nutzen möchten
  • Bewährte Standardprozesse für Ihr Unternehmen ausreichen
  • Planbare Kosten und garantierter Support wichtig sind
  • Schnelle Einführung ohne große interne IT-Projekte gewünscht ist


Am Ende zählt nicht, ob Ihr ERP-System kostenlos oder kostenpflichtig ist, sondern ob es zu Ihrem Unternehmen, Ihren Prozessen und Ihren Ressourcen passt. Beide Wege können zum Ziel führen. Sprechen Sie uns gern an, wenn Sie unsicher sind, welche ERP-Lösung für Ihr Unternehmen in Frage kommt. gedikas unterstützt Sie bei der Suche nach dem passenden System.

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